Meinung: The City


»The City« wurde schon vor seinem Erscheinen als »Race for the Galaxy« ultra-light beschrieben. Also als eine in jederlei Hinsicht aufs Wesentliche reduzierte Fassung eines ziemlich erfolgreichen, durchaus komplexen und anspruchsvollen Spiels. Ein Extrakt quasi, ein Mehrfach-Konzentrat.

Optisch kommt es sehr modern aufgemacht daher, Klemens Franz hat sich mal wieder ausgetobt und sehr stimmige Illustrationen geschaffen. Die Symbolsprache ist einfach, aber klar. Und die wenigen Texte auf den Karten sind leicht verständlich (bis auf eine Ausnahme: die „Stadtvilla“).

Somit ist auch der Einstieg ins Spiel leicht, vor allem, wenn man bereits »San Juan« oder »Race for the Galaxy« kennt. Die erste Partie verläuft in der Regel flott, jede weitere flutscht geradezu. Eine Partie mit erfahrenen Spielern ist normalerweise nach 10 Minuten erledigt und besteht zumeist aus 6 oder 7 Runden.

Das ist aus meiner Sicht schon das eigentliche Problem des Spiels: Einmal pro Runde macht man eine bewusste Entscheidung, die oft auf das „kleinere Übel“ herausläuft, da man pro Zug meist nur 1 Karte aus den Handkarten wählen und auslegen kann. Wenn überhaupt. Und häufig ist diese Entscheidung keine echte, da es nur eine einzige sinnvolle Wahl gibt.

Insgesamt also ein Kartenspiel, bei dem das Kartenglück brutal zuschlägt, und bei dem der Einfluss des Spielers stark begrenzt ist. Interaktion ist Mangelware und wenn, dann nur in der Form, dass man selbst von Gebäuden der anderen profitiert.

Bei fast all meinen Partien war schon 2 bis 3 Runden vor Schluss, also kurz nach der Hälfte des Spiels, klar zu sehen, wer das Spiel gewinnen wird. Und die Mitspieler konnten das nicht beeinflussen.

Für mich lässt »The City« all das vermissen, was ein Mehrpersonenspiel erst spielenswert macht: Interaktion, echte Auswahlmöglichkeiten, Spannung bis zum Schluss, thematische Einbindung.

So ist es eher eine Patience, die mehrere Spieler nebeneinander her spielen, um dann ihre Ergebnisse zu vergleichen. Und die mehrfach gespielt werden muss, da jede einzelne Partie aufgrund ihrer Glückabhängigkeit und spielerischen Belanglosigkeit nicht ernst genommen werden kann.

Das ist nicht mein Ding.

2–5 Spieler, Spieldauer 20 Minuten.

Fazit: In der Kürze liegt hier nicht die Würze. Wo bleibt der Spielereinfluss?

Stefan Malz, 19. März 2012 (#132)
 

Autor:
Tom Lehmann

Illustration:
Klemens Franz

Verlag:
Amigo-Spiele

Erscheinungsjahr:
2011