»Circus Maximus« ist mal wieder ein guter Anlass, über die häufig eher fadenscheinige Zuweisung eines Themas an ein Spiel zu schreiben. Während mir das Spiel selbst mit seinem offenen Bietmechanismus und der dreistufigen Abarbeitung der Bereiche gut gefällt, finde ich das Thema doch eher unpassend und grafisch fragwürdig umgesetzt.
Angeblich im 2. Jahrhundert nach Christus in Rom – aber es gibt Eintrittskarten aus Papier mit Abrissperforation (die auch noch „Tickets“ genannt werden) und Touristen mit Stadtplänen in der Hand! Welch „geniale“ Umsetzung.
In solchen Momenten frage ich mich, ob dieses Thema schon zu Beginn der Entwicklung stand, und der Verlag sich nicht die Arbeit machen wollte, ein neues zu erarbeiten, oder ob (noch schlimmer) der Verlag es nachträglich über das an sich schöne Spiel gestülpt hat, da es ja so toll ist!
Für mich persönlich ist das allerdings egal, denn ich sehe solche Spiele sowieso komplett angehoben vom äußerlichen Thema. Viel interessanter sind die Mechaniken sowie die Interaktions- und Entscheidungsmöglichkeiten, die dieses Spiel bietet. Und da hat »Circus Maximus« für ein reines Kartenspiel erfreulich viel zu bieten.
In drei Runden bieten die Spieler mit ihren Händlern um verschiedene Günste, Tickets und Besucher (=Ticketkäufer). Wer viele wertvolle Tickets an passende Besucher loswerden kann, wird das Spiel gewinnen. Ungewöhnlich wird das Spiel dadurch, dass der kleine Satz an Händlern über eine lange Zeit reichen muss, und dadurch, dass fast alle Informationen offen liegen.
Jederzeit lässt sich ermitteln, welcher Spieler noch welche Händlerkarten auf der Hand hat, und auf diese Weise lässt sich der jeweils theoretisch beste Zug ermitteln. Zwar kommen Runde für Runde zufällig komplett neue Günste, Tickets und Besucher ins Spiel, doch auch dann ist sofort alles wieder berechenbar.
Leider verleitet das manche Spieler dazu, das Spiel totzudenken, weshalb ich es niemals mit Grüblern zu viert oder fünft spielen würde. Zu dritt hingegen ist es flott gespielt.
Glück hat gefühlt nur einen relativ geringen Einfluss auf das Spiel, doch ist es manchmal in Verbindung mit der Spielerreihenfolge spielentscheidend. Viel häufiger aber durchkreuzen die Mitspieler die eigenen Pläne.
Insgesamt kann »Circus Maximus« schon überzeugen, auch wenn es dazu tendiert, sehr viel Platz und manchmal auch viel Zeit zu brauchen. Dafür ist es aber in der praktischen Blechdose kompakt verpackt und einfach mal mitgenommen!
3–5 Spieler, Spieldauer 45–75 Minuten.
Fazit: Unerwartet „großes“ Kartenspiel in kleiner Verpackung, Thema aufgesetzt.
Stefan Malz, 18. Mai 2011 (#114) |
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Autor:
Jeffrey D. Allers
Illustration:
Claus Stephan
Verlag:
Pegasus
Erscheinungsjahr:
2008 |
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