Meinung: Die Burgen von Burgund


Manche Spiele haben einen langen Weg hinter sich, bevor sie verfügbar sind. »Die Burgen von Burgund« ist ein solches Spiel. Es wurde im Oktober 2010 in Essen vorgestellt, und hätte damals eigentlich schon lieferbar sein sollen, doch leider war ein Container voller Würfel auf dem Weg von China nach Europa verschollen. Also hieß es warten.

Ich durfte in Essen aber immerhin den Prototypen spielen, erklärt vom Verlagschef Stefan Brück und mit Kommentaren des Autors Stefan Feld. Und obwohl meine Zeit leider nicht reichte, dass Spiel komplett durchzuspielen, war mir sofort klar, dass ich dieses Spiel mag.

»Die Burgen von Burgund« ist zwar ein recht komplexes Spiel mit vielen Möglichkeiten, aber dennoch sind die Regeln erfreulich einfach. Abgesehen von 25 einzigartigen Wissensplättchen, die beim ersten Auftauchen erläutert werden können, ist der Rest der Regeln in unter 10 Minuten zu erklären.

Der Spielablauf ist eigentlich sehr monoton: Alle Spieler würfeln mit zwei Würfeln, nutzen diese für Aktionen (Plättchen von Plan ins Lager nehmen, Plättchen von Lager aufs Tableau legen, Waren verkaufen, Arbeiter bekommen) und schon beginnt der nächste Zug. Trotz dieser äußerlichen Gleichförmigkeit der Züge kommt jedoch nie Langeweile auf.

Insgesamt 25 Mal ist jeder Spieler an der Reihe, und kann jeweils 2 (oder mehr) Aktionen ausführen. Das macht beeindruckende 50 Aktionen (durch Zusatzaktionen eher 70 und mehr), die viel Raum für Strategien lassen.

Natürlich ist ein Spiel mit Würfeln niemals frei von Glückseinflüssen, aber hier werden sie primär für die Varianz des Spielverlaufs genutzt. Durch die Möglichkeit, mit Arbeitern Würfelergebnisse zu verändern, kann man eigentlich immer etwas Sinnvolles tun. Dennoch sind durch die zufällige Plättchenauswahl und die Würfelergebnisse keine zwei Spiele wirklich gleich.

Sehr positiv fällt auf, dass das Spiel keine Aggression kennt, aber trotzdem durch das gegenseitige Wegschnappen von Plättchen einen ausreichenden Grad an Interaktion hat. Niemand wird bestraft, man kann keine Punkte verlieren. Jeder baut sein eigenes Fürstentum auf und fiebert das ganze Spiele über mit, denn man möchte bis zum Ende noch so viel erledigen.

Anfangs ist die Angabe der Spieldauer nicht mal andeutungsweise einzuhalten. Für die erste Partie zu viert sollte mit weit über 2 Stunden gerechnet werden. Sobald aber ein wenig Erfahrung vorhanden ist, sind Zeiten von 60 bis 90 Minuten durchaus realistisch. Und diese Zeit vergeht, auch aufgrund geringer Wartezeiten, wie im Fluge!

Wie man allerdings eine Partie sinnvoll in 30 Minuten beenden soll, ist mir schleierhaft …

Einziges echtes Manko ist die Farbwahl des Spielmaterials: es gibt Plättchen in Beige, Grau, Hellblau, Dunkelgrün, Hellgrün und Gelb – wobei das Gelb an vielen Stellen eher wie Hellgrün aussieht. Hier hätte durch bessere Farbwahl viel besserer Kontrast erreicht werden können. Bei guter Beleuchtung sind diese Farbschwächen jedoch kein großes Problem.

2–4 Spieler, Spieldauer 30–90 Minuten.

Fazit: Sehr schönes Aufbauspiel mit einfachen Regeln, Farbwahl nicht optimal.

Stefan Malz, 3. Mai 2011 (#112)
 

Autor:
Stefan Feld

Illustration:
Julien Delval &
Harald Lieske

Verlag:
alea

Erscheinungsjahr:
2011