Meinung: Die Speicherstadt


Zuerst einmal: Ist die Kartonform eine Glaubensfrage?

Es gibt Verlage, die klar die quadratische Verpackung vorziehen, während andere die Rechteckbox lieber mögen. Bei eggertspiele hingegen bringt (fast) jedes Spiel eine neue Verpackungsgröße mit sich. Das macht das Verstauen im Spieleregal nicht unbedingt leichter …

Mit »Die Speicherstadt« erscheint das erste Spiel von eggertspiele in der Standard-Rechteckbox, die bisher eher bei Amigo und Hans im Glück üblich war. Im Prinzip begrüße ich das, denn diese Box lässt sich (zumindest bei mir) am besten stapeln. Aber wirklich konsequent ist das nicht. Mal sehen, wie sich die Verpackungen in nächster Zeit entwickeln!

Doch kommen wir nun zum Spiel selbst:

»Die Speicherstadt« ist ein „kleines“ Spiel – sowohl von den Ausmaßen her, von der Menge des Spielmaterials, von der Spieldauer, als auch vom Preis. Bei einer Spieldauer von 45 Minuten kann man kein hochkomplexes Strategiespiel erwarten, und das versucht »Die Speicherstadt« auch nicht zu sein.

Vielmehr erhält man ein schnell gelerntes und schnell gespieltes Taktikspiel mit einem relativ hohen Glücksanteil und einigen Ärgerkomponenten. Nichts ist langfristig planbar, denn wann welche Karten ins Spiel kommen, lässt sich nur grob vorhersagen. Und wieviel Geld man gerade dann zur Verfügung hat, ist fraglich!

Insgesamt ist es aber sehr hilfreich, die verfügbaren Karten zu kennen, da sonst auch das kleinste Bisschen Planung unmöglich wird. Also unbedingt erst zwei- bis dreimal spielen, bevor man das Spiel zu bewerten versucht!

Der ganze Ablauf ist denkbar einfach: ein paar Karten aufdecken, jeweils drei Figuren zur Preisbildung auf die Treppenhäuser des Speichers stellen, und schließlich von links nach rechts auswerten. Selbst mit Grüblern geht das Spiel noch flott von der Hand.

Manchmal kann man an dem Spiel verzweifeln, weil einfach alles gegen einen läuft. Es gab in unseren Runden schon Ergebnisse, bei denen der Sieger viermal mehr Siegpunkte hatte als der Letzte (41 …10), aber auch extrem enge Ergebnisse (33 …30).

Wer gerne kurze, taktische Spiele ohne großen Aufbau- und Denkaufwand spielt, wird »Die Speicherstadt« lieben. Für mich ist das Spiel etwas zu kurz und die Möglichkeiten noch zu gering, aber hier ist schon Abhilfe in Form einer bereits getesteten Erweiterung in Sicht, die hoffentlich bald erscheinen wird.

Zu zweit ist das Spiel nicht ganz so spannend wie zu mehreren, funktioniert aber trotzdem ganz gut.

2–5 Spieler, Spieldauer 45 Minuten.

Fazit: Sehr schönes, schnelles Spiel – leider etwas zu glücksabhängig.

Stefan Malz, 1. Juli 2010 (#90)
 

Autor:
Stefan Feld

Illustration:
Harald Lieske &
Michael Menzel

Verlag:
eggertspiele

Erscheinungsjahr:
2010