Zu »Don Quixote« bin ich auf eher ungewöhnlichem Weg gekommen – ich wurde gebeten, die Regel korrekturzulesen. Damit begann ein mehrfacher Wechsel von Zu- und Abneigung für dieses Spiel.
Da war erst einmal der erste Eindruck auf dem Papier: frische Farben, schöne Illustrationen, ein noch unverbrauchtes Thema. Das zusammen schuf schon eine erste Zuneigung. Nach der Lektüre der Regel, die erfreulich kurz und gut bebildert ist, wich die erste Begeisterung aber leichter Ernüchterung.
Das Spiel schien nur aus Zufall zu bestehen. Die eigenen Plättchen werden gemischt und zufällig aufgedeckt, und die Position, an der jeweils ein Plättchen abzulegen ist, wird ebenfalls zufällig bestimmt. Dazu noch eine im ersten Moment sehr aufwändig und dröge wirkende Wertung, die dreimal pro Spiel durchzuführen ist.
Somit war das Spiel für mich erst einmal nicht mehr interessant und geriet fast in Vergessenheit.
Einige Zeit später wurde »Don Quixote« dann in der Brettspielwelt angeboten, und so probierte ich es doch mal aus. Und siehe da: der massive Zufall störte eigentlich gar nicht. Na gut, dachte ich, immerhin nimmt einem hier der Computer die lästigen Wertungen ab. Aber irgendwie liegt mir anonymes Spielen am Computer nicht.
Letztlich hat es das Spiel dann doch in meine Sammlung geschafft, vor allem, weil es leicht erklärt und schnell gespielt ist, und weil es – was besonders meinen Sohn interessierte – auch alleine spielbar ist. Schon bald kam es auf den Tisch und konnte nun „live“ ausprobiert werden.
Und ich muss sagen, ich war positiv überrascht! Nicht nur, dass das gemeinsame Spiel zu mehreren viel mehr Spaß macht (obwohl man sich in keinster Form gegenseitig beeinflussen kann), auch die zuerst sehr störend wirkende Wertung lässt sich nach einigen Spielen spontan im Kopf erledigen.
Trotz eines großen Zufallsanteils hängt der Spielerfolg doch stark davon ab, was man daraus macht. Denn man hat in jedem Zug eine echte Entscheidungsmöglichkeit.
Seither wird »Don Quixote« immer mal wieder herausgeholt und gerne gespielt. Es eignet sich gut für Runden, in denen die Köpfe nicht ewig rauchen sollen, oder als schneller Absacker. Kein Überflieger, aber ein solide gemachtes Familienspiel.
Zu »Sancho Pansa«: die Mini-Erweiterung enthält für jeden Spieler ein Zusatzplättchen mit Sancho Pansa darauf, dem treuen Gefährten Don Quixotes. Es zeigt viele Wege und kann zu einem beliebigen Zeitpunkt des Spiels einmal als Joker eingesetzt werden. Dafür kommt am Ende der Runde ein normales Plättchen ungenutzt aus dem Spiel.
Damit hat man immer eine Option mehr. Man muss überlegen, wann der optimale Zeitpunkt ist, diese Karte zu nutzen. Solange man sie noch hat, kann man etwas gewagter spielen, da »Sancho Pansa« in der Not zu Hilfe eilt. Insgesamt ändert sich das Spiel dadurch aber nur recht wenig.
1–4 Spieler, Spieldauer 20 Minuten.
Fazit: Interessantes Mehrpersonen-Solospiel für Zwischendurch.
Stefan Malz, 7. Oktober 2010 (#97) |
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