Meinung: Glen More


»Glen More« ist eins der Spiele, die schon auf meiner Wunschliste standen, bevor ich alle Details darüber wusste. Alle Komponenten haben mich sofort angesprochen: Der kleine Spielplan, der Aufbau eines eigenes Einflussgebiets mit Plättchen, die Spieldauer und das Thema Schottland.

Somit war es nach »Augsburg 1520« das erste alea-Spiel in der mittleren Box, das mir wirklich gefallen könnte. Und ich muss sagen, dass meine Erwartungen an das Spiel erfüllt wurden. Es ist klein verpackt, grafisch sehr schön und freundlich, hat eine gute Spieldauer und trotz wenigem Material eine erstaunliche Spieltiefe. Die Regel und das Spielmaterial sind (typisch für alea) vorbildlich aufgebaut.

Nur hatte ich beim Auspacken erst einmal den Eindruck, dass bei der Produktion etwas grundsätzlich falsch gelaufen sein musste. Irgend jemand musste versehentlich die Skalierung auf 70% eingestellt haben, bevor der Druckauftrag herausging, denn sowohl die Anleitung als auch die Texte und Symbole auf den Plättchen sind eindeutig zu klein. Zumal der Kontrast von schwarzem Text auf grünem Grund sowieso nicht so toll ist.

Auch die Verpackung erzeugt im ersten Moment Verwirrung, denn der Einsatz ist offensichtlich nicht für dieses Spiel konzipiert. Er lässt sich benutzen, ja, aber wirklich passend ist er nicht. Hat man den ersten schlechten Eindruck erst einmal verdaut und sich dem Spiel gewidmet, wird man für seine Geduld umso mehr belohnt. Viele Elemente spielen perfekt miteinander und verlangen, dass man immer mehrere Aspekte in Erwägung zieht.

»Glen More« ist ziemlich komplex, und für den Einsteiger auch erst einmal recht unübersichtlich. Aber das legt sich schon nach dem ersten Spiel. Danach lässt sich das Spiel flüssig und aus dem Bauch heraus spielen.

Das Spielgefühl ändert sich etwas mit der Spieleranzahl.

Zu zweit und zu dritt kommt durch den virtuellen Mitspieler in Form eines Holzwürfels etwas Willkür ins Spiel, die verhindert, dass die Mitspieler versuchen, alle Züge bis in letzte Detail durchzurechnen. Zu viert und fünft wird das Spiel theoretisch etwas planbarer, wobei allerdings bei fünf Spielern die Anzahl an Plättchen pro Spieler schon so gering ist, dass die eigene Strategie nicht richtig ausgelebt werden kann.

Wie bei jedem komplexeren Spiel sollte man »Glen More« mindestens zwei Mal spielen, bevor man sich eine Meinung bildet. Und notfalls vorher den Optiker des Vertrauens aufsuchen …

2–5 Spieler, Spieldauer 60 Minuten.

Fazit: Gute Mischung aus Strategie und Glück, sehr kleines Spielmaterial.

Stefan Malz, 22. September 2010 (#96)
 

Autor:
Matthias Cramer

Illustration:
Loic Billiau &
Harald Lieske

Verlag:
alea

Erscheinungsjahr:
2010