Mit »Grand Austria Hotel« ist endlich mal wieder ein anspruchsvolles Spiel mit einem eher selten genutzten Thema erschienen, welches auch noch sehr umfassend umgesetzt wurde. Als Hoteldirektor muss man sich in diesem Spiel um alles kümmern:
Vor allem braucht es Gäste! Am besten noble und betuchte Gäste. Dann möchten diesen zuerst im Restaurant essen, bevor sie ihre Zimmer beziehen. Also braucht es Kellner, Speisen, Getränke und genügend freie Tische. Aber auch die Zimmer müssen rechtzeitig hergerichtet werden, am liebsten schön weit oben und benachbart zu gleichgesinnten Gästen.
Darüber hinaus gilt es, sich mit den hochgestellten Persönlichkeiten aus der Politik gutzustellen, um gelegentliche Vorteile abgreifen und keine Strafen zahlen zu müssen.
All das geschieht in nur sieben Runden mit jeweils 2 Aktionen pro Spieler und Runde. Damit diese 14 Aktionen ausreichen, ist es notwendig, hinreichend Personal mit Sonderfähigkeiten einzustellen und somit umso mehr Gäste bewirten und im Hotel unterbringen zu können.
Das Spiel wird hauptsächlich über Würfel gesteuert. Für jede Runde werden reichlich Würfel geworfen und auf einer Auslage verteilt. Für jede Aktion wird einer dieser Würfel genommen, um die entsprechende Aktion auszuführen. Mit jedem so genommenen Würfel wird die Auswahl für nachfolgende Aktionen kleiner.
Außerdem kann zu Beginn jeder Aktion ein Gast an einen freien Tisch im Restaurant gesetzt werden. Neue Gäste rücken nach, wodurch sich die Auswahl mit jedem Zug ändert. Alle Gäste bringen unterschiedlichste Vorteile und/oder Siegpunkte ein, sobald ihre Bestellung erfüllt wurde und sie in ein Zimmer einziehen können.
Hinsichtlich des Umfangs der Regeln und der spielerischen Möglichkeiten ist »Grand Austria Hotel« genau mein Spiel. Aufgrund mehrerer variabler Auslagen ist jede Partie anders und die Interaktion ist recht hoch. Durch die Würfel ist ein Glücksanteil vorhanden, der sich allerdings selten zu Lasten eines einzelnen Spielers auswirkt.
Leider aber hat das Spiel ein grundsätzliches Problem: Um den recht großen Vorteil des jeweiligen Startspielers auszugleichen, werden die zwei Aktionen pro Spieler und Runde nicht reihum abgehandelt, sondern hin- und herlaufend.
Bei 4 Spielern hat der erste Spieler somit die Aktionen 1 und 8 der Runde, während der letzte Spieler die Aktionen 4 und 5 hat. Dies führt beim Startspieler zu extremen Wartezeiten (für die sechs Aktionen der drei Mitspieler sind 5 Minuten durchaus normal) und ziemlichem Frust, zumal nach den Aktionen der Mitspieler nichts mehr so ist wie zuvor und ein Vorausplanen damit praktisch unmöglich ist.
Mit weniger Spielern, vor allem zu zweit, ist »Grand Austria Hotel« ein sehr schönes, mittellanges Strategiespiel, welches vor allem durch die hohe Variabilität und die vergleichsweise einfachen Regeln punktet. Das grafisch und spielerisch sehr schön umgesetzte Thema tut sein Übriges. Ich werde es allerdings niemals wieder zu viert spielen!
2–4 Spieler, Spieldauer 60–120 Minuten (unsere Erfahrung: 2–3 Spieler).
Fazit: Viele schöne Elemente und Grafiken. Leider zu viert sehr hohe Wartezeiten.
Stefan Malz, 17. Januar 2017 (#174) |
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