Meinung: Junta – Viva El Presidente


Wer schon länger in der Spieleszene unterwegs ist, kennt »Junta« aus dem Jahr 1985. Entweder hat er es selbst gespielt, oder zumindest abenteuerliche Geschichten darüber gehört. Ich zähle mich zu der zweiten Kategorie. Ein Bekannter erzählte von seinen Jugenderlebnissen mit jenem Spiel, die sich einfach zusammenfassen lassen: Langwierig, aber genial!

Nachdem »Junta« kürzlich von Pegasus neu aufgelegt wurde, ist nun mit »Junta – Viva El Presidente« eine Extrem-Kurzfassung davon erschienen. Worum geht es dabei?

Jeder möchte in der República de las Bananas Präsident werden und möglichst lange bleiben, um die Gelegenheit zu nutzen, ein großes Anwesen und einige Statussymbole anzuschaffen. Doch die lieben Mitspieler ruhen nicht, sondern intrigieren miteinander und gegeneinander.

Mal hilft man dem Präsidenten, um versprochene Reichtümer oder Gefälligkeiten zu erhalten, mal greift man ihn an, um selbst Präsident zu werden. Oder man ignoriert den Präsidenten völlig und geht lieber gegen die anderen Mitspieler vor.

All das geschieht mit Hilfe von Milizen in Form von Würfeln, die zuerst als „Anweisung“ verdeckt hinter einen Sichtschirm gelegt werden. Erfolgt ein Angriff, wird dieser mittels der Miliz-Würfel und einiger Sonderkarten ausgetragen. Dabei ist zwangsläufig ein nicht unerheblicher Glücksfaktor im Spiel. Auch die Frage, wieviel Spendengelder und sonstige „Geschenke“ im Spiel sind, hängt vom Zufall ab.

Dazu kommt, dass jeder Spieler seine eigene Ideen hat, und oftmals in jeder Runde komplett umschwenkt. Somit lässt sich nur wenig in diesem Spiel vorhersagen. Es fühlt sich teilweise an wie eine Mischung aus Glücksspiel und Ratespiel.

Doch diese Unberechenbarkeit passt zum Thema und zum Spielverlauf. Wer sich darauf einlassen kann, wird mit einer knappen Stunde köstlichem Intrigieren belohnt. Man ist die ganze Zeit ins Spiel eingebunden und schmiedet regelmäßig neue Pläne, die fast genauso regelmäßig versagen.

Ich empfehle dringend, frühzeitig die Experten-Variante zu probieren, die das Spiel noch einmal intriganter und dadurch besser macht.

Am besten ist das Spiel allerdings in einer Runde, die das Spiel zelebriert, indem vor allem in der Planungsphase mit den Mitspielern wildeste Absprachen getroffen und Diskussionen darüber geführt werden, wer warum zu Recht Präsident wäre und wer nicht. Das Ganze natürlich völlig unverbindlich und nur, um dem dadurch gewonnenen, vermeintlichen Verbündeten sodann in den Rücken zu fallen und ihn auszurauben …

3–5 Spieler, Spieldauer 45–60 Minuten.

Fazit: Kleiner Bruder von »Junta« ohne langwierige Kämpfe. Ein nettes Spiel!

Stefan Malz, 21. Juli 2011 (#120)
 

Autor:
Sebastian Rels &
Christoph Reiser

Illustration:
Claus Stephan &
Martin Hoffmann

Verlag:
Pegasus

Erscheinungsjahr:
2010