Meinung: Kopf an Kopf


„Ein spannendes Wettrennen – nicht nur für Liebhaber schneller Pferde!“ – so wirbt der Verlag für das Spiel »Kopf an Kopf«. Es geht um Pferdewetten und soll unglaublich spannend sein.

Gar nicht spannend ist auf jeden Fall der erste Aufbau. Zehn Pferde müssen mit jeweils zwei kleinen, schlecht klebenden Aufklebern versehen werden. Da dürften schon die ersten Leute aufgeben oder zumindest zwei Versuche benötigen. Jetzt wird klar, warum alle Aufkleber doppelt beiliegen.

Nach dem Klebemarathon kann das Spiel beginnen. Der weitere Aufbau ist denkbar einfach, jeder Spieler bekommt sein Startkapital von 25$ und drei Aktionskarten, alle Pferde stellen sich an die Startlinie und schon kann das Würfeln beginnen.

Die Pferde werden nämlich hauptsächlich über Würfel bewegt, und zwar nur 1 bis 3 Felder weit. Besitzt man bereits Pferde (die mit wenigen Dollar ausgesprochen preiswert sind), laufen diese eventuell mit – warum auch immer.

Anschließend kann man Pferde kaufen, auf Pferde wetten, Aktionskarten ausspielen oder ungewollte Aktionskarten pärchenweise verkaufen. Und schließlich gibt es noch eine frische Aktionskarte vom Stapel.

Die Aktionskarten sind sehr unterschiedlich, erlauben es z.B., Pferde vor- und rückwärts zu bewegen, Geld zu kassieren oder besondere Wetten zu platzieren. Oft bekommt man aber auch Karten, die man nicht sinnvoll einsetzen kann.

Das ganze Spiel verläuft beliebig und unvorhersehbar. Zwei massive Glücksfaktoren (Würfeln + Ziehen von Aktionskarten) machen jeden Versuch der Planung zunichte. Das mag zwar in Bezug auf Pferdewetten realistisch sein, erzeugt im Spiel aber, je nach Mitspielern, Frust oder Langeweile.

Die Pferde sind unterschiedlich stark, so dass erfahrene Spieler sofort versuchen, bestimmte Pferde zu bekommen, und meist zieht sich das Feld derart in die Länge, dass das letzte Pferd zu dem Zeitpunkt, an dem das erste Pferd im Ziel ist, noch nicht einmal ein Viertel der Strecke geschafft hat.

Der mit Abstand größte Pluspunkt dieses Spiels liegt darin, dass es auch mit acht Spielern gespielt werden kann, und dann tatsächlich noch funktioniert. Insgesamt profitiert es von einer größeren Spieleranzahl, aber leider wird es auch mit vielen Spielern nicht wirklich gut…

2-8 Spieler, Spieldauer 45 Minuten.

Fazit: Ich hatte mir Pferdewetten wesentlich spannender vorgestellt!

Stefan Malz, 14. September 2010 (#95)
 

Autor:
Chris Handy

Illustration:
Karim Chakroun

Verlag:
Kosmos

Erscheinungsjahr:
2010