Meinung: La Boca


Wer meine Meinungen zu Spielen regelmäßig verfolgt, wird wissen, dass Hektik-Spiele eher nicht meins sind. Ich hasse es, wenn irgendeine Sand- oder Eieruhr läuft und mich dazu zwingt, hektisch herum zu fuhrwerken. Somit dürfte mir »La Boca« eigentlich nicht gefallen. Eigentlich…

»La Boca« hat seinen Namen von einem Stadtteil in Buenos Aires, der für seine originellen Häuser bekannt ist, die aus dem Blech abgewrackter Schiffe gebaut und mit Schiffslack bunt bemalt wurden.

Auch im Spiel »La Boca« geht es darum, aus bunten Bauteilen einen Gebäudekomplex zu errichten. Das ganze natürlich möglichst schnell, und immer im wechselnden 2er-Team. Das Besondere daran: Jeder Baumeister sieht das zu errichtende Gebäude von der gegenüberliegenden Seite, und hat somit ein komplett anderes Bild auf seiner Auftragskarte als sein Gegenüber.

Um eine solche Aufgabe möglichst schnell zu erfüllen – nur so gibt es viele Punkte in Form von Geldmünzen – muss man miteinander kommunizieren. Welcher Stein muss wohin? Welche Farbe sieht man wo – und welche gar nicht?

Schnell findet man eine brauchbare Art, die wirklich wichtigen Informationen schnell auszutauschen, aber trotzdem ist jede Aufgabe eine neue Herausforderung. Gerade die Aufgaben der höheren Schwierigkeitsstufe sind nicht einfach, und oftmals meint der gesunde Menschenverstand anfangs, eine Aufgabe wäre gar nicht lösbar.

Denn eine Regel gilt grundsätzlich: Es müssen immer alle Bausteine verbaut werden. Was ist also zu tun, wenn beide Spieler kein Rot sehen? Wohin mit diesem Stein? Da das Spielfeld auch noch stark beschränkt ist, wird es oftmals notwendig, ein schon fast fertiges Gebäude um ein Feld zu verschieben – und zack, schon wieder 3 Sekunden vergeudet.

Das Spielmaterial von »La Boca« ist hervorragend und die Schachtel enthält einen gut durchdachten Einsatz, in dem alles Material sicher verstaut werden kann.

Auch wenn das Spiel sinnvoll erst ab 3 Spielern spielbar ist, macht es auch zu zweit Spaß, wenn man einfach nur versucht, möglichst schnell die Aufgaben zu erfüllen. Und wer gerne puzzelt, kann »La Boca« sogar alleine vor dem Spiegel spielen!

3–6 Spieler, Spieldauer 40 Minuten.

Fazit: Sehr schönes, teilkooperatives Hektik-Bauspiel.

Stefan Malz, 16. Mai 2013 (#152)
 

Autoren:
Inka & Markus Brand

Illustration:
Franz Vohwinkel

Verlag:
Kosmos

Erscheinungsjahr:
2013