Eigentlich ist »La Granja« schon 2014 bei spielworxx in Deutschland erschienen, allerdings mit Spielmaterial teilweise nur in Englisch. Auch wenn mir das persönlich nichts ausgemacht hätte, wäre es in einigen Spielerunden ein Problem gewesen. Somit war ich froh, dass es 2015 vom PD-Verlag mit komplett deutschem Spielmaterial neu aufgelegt wurde und endlich in meinem Spieleregal landen konnte.
In »La Granja« betreibt jeder Spieler einen Bauernhof, der nach und nach ausgebaut wird. Man produziert Feldfrüchte, züchtet Schweine, stellt Helfer ein und liefert mittels Eseln Waren auf den Markt.
Das klingt im ersten Moment sehr vertraut, aber das Spiel ist dennoch komplett anders als bisherige Bauernhof-Spiele wie beispielsweise Agricola.
Zwei Elemente stechen dabei besonders hervor: Die Spielkarten und die Würfelnutzung.
Kommen wir zuerst zu den Spielkarten. Diese können auf vier verschiedene Arten genutzt werden:
- Angelegt an den linken Rand des Bauernhofs stellen sie eine Anbaufläche für Oliven,
Weintrauben oder Getreide dar. Sie produzieren pro Runde maximal einmal die entsprechende Feldfrucht.
- Angelegt an den rechten Rand des Bauernhofs stellen sie einen Hofausbau dar, erhöhen das Handkartenlimit und schaffen entweder mehr Lieferkapazität, mehr Einkommen und/oder mehr Platz im Schweinestall.
- Angelegt am unteren Rand stellen sie Helfer dar, die eine einmalige oder dauerhafte Sonderfunktion zur Verfügung stellen.
- Angelegt am oberen Rand zeigen sie Marktkarren, die geforderte Rohstoffe für einen Auftrag zeigen. Darauf können die
Rohstoffe nach und nach gesammelt werden, bevor ein Karren voll zum Markt abfährt.
Im Laufe des Spiels bekommt man regelmäßig neue Karten und kann einzelne davon ausspielen, wobei die jeweilige Nutzung aus den vier obigen Möglichkeiten frei gewählt werden kann.
Für die weiteren Aktionen sind Würfel zuständig. Pro Spieler werden zwei Würfel geworfen, plus ein zusätzlicher für alle. Diese Würfel werden sechs Aktionsmöglichkeiten zugeordnet. Reihum wählen nun die Spieler
jeweils einen Würfel und nutzen sofort die zugehörige Aktion. Der letzte Würfel steht allen Spielern zur Verfügung.
Anschließend wird mittels der Position auf der Siestaleiste die neue Spielreihenfolge ermittelt. In dieser neuen Reihenfolge werden reihum Waren geliefert und damit eventuell Aufträge erfüllt und abgehandelt. Wer einen Auftrag erfüllt, darf einen Marker auf den zentralen Marktplan legen, was Siegpunkte einbringt und optimalerweise gegnerische Marker verdrängt.
Zusätzlich gibt es noch Handelswaren als Universalresource, eine Sammelmöglichkeit in Form von Dachmarkern mit einmaligen Zusatzboni, Geld als zusätzliche Resource, Handwerksgebäude, die beliefert werden können und dann dauerhafte Vorteile bringen, Aufwertungsmöglichkeiten für Rohstoffe, und noch einiges mehr. Insgesamt ein Füllhorn an Möglichkeiten!
Das Spiel verläuft über insgesamt sechs Runden, die jeweils einem komplexen Phasenverlauf mit 12 Schritten folgen. Obwohl es eine sehr gut gemachte Rundenübersichtskarte für jeden Spieler gibt, liegt darin ein Problem des Spiels. Selbst nach der fünften Partie sind die Abläufe noch nicht 100%-ig verinnerlicht und ohne diese Übersicht kommt man häufig ins Trudeln.
Dazu kommt, dass oftmals die Spielerreihenfolge
nicht reihum, sondern kreuz und quer verläuft. Durch beides wird das Spiel relativ anstrengend, da immer alle aufpassen müssen, dass alles zur richtigen Zeit passiert.
Insgesamt ist »La Granja« ein sehr reizvolles, teilweise aber auch anstrengendes Spiel mit sehr vielen Möglichkeiten
und einem kleinen Glücksanteil. Es gibt viele Wege auszuprobieren und die Interaktion ist nicht zu vernachlässigen. Die Illustration passt sehr gut zum Thema und die Symbolik ist weitestgehend gut. Ein paar Zusammenhänge hätten noch grafisch auf dem Plan dargestellt werden können (z.B. die Siegpunkte für Handwerksgebäude).
In der passenden Runde ohne Zeitdruck und ohne Endlosdenker aber immer ein Genuss!
1–4 Spieler, Spieldauer 120 Minuten.
Fazit: Gute Komposition bekannter Elemente, eher taktisch als strategisch. Gerne wieder!
Stefan Malz, 29. August 2016 (#168) |
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