Meinung: Notre Dame


»Notre Dame« ist eines der Spiele, die erst einmal an mir vorbeigegangen sind, obwohl es auf der Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres 2007 landete und den zweiten Platz beim Deutschen Spielepreis 2007 erreichte. Irgendwie gab es immer andere Spiele zu testen und auszuprobieren. So dauerte es bis zum letzten Jahr, bis ich es endlich ein paar Mal spielen konnte und lieben lernte.

Schon beim Auspacken entsteht ein angenehmer Eindruck: gutes Spielmaterial, eine sehr gut gemachte Spielregel und eine Schachtel, in der sich alles gut verstauen lässt. Besonders ungewöhnlich ist der mehrteilige Spielplan, der sich je nach Spieleranzahl unterschiedlich zusammenfügt – was anfangs zu Verwirrung führen kann.

Die Regeln sind relativ schnell erklärt, aber es bedarf doch einer kurzen Proberunde, um die verschiedenen Prinzipien zu verinnerlichen. Besonders das Auswählen und teilweise Weitergeben der Handkarten machen einen großen Reiz des Spiels aus, sind aber auch gewöhnungsbedürftig.

Dazu kommt, dass ständig eine Rattenplage droht, der es Herr zu werden gilt. Viele schöne Pläne sind so schon an den kleinen Viechern gescheitert. Denn wenn im eigenen Stadtviertel die Zahl der Ratten Überhand nimmt, wird es übel!

»Notre Dame« bietet sehr viele Möglichkeiten zu agieren, die aber stark durch die jeweils vorhandenen Handkarten beschränkt werden. Nicht selten bekommt man von seinen Mitspielern genau die Karten weitergegeben, die man jetzt beim besten Willen nicht gebrauchen kann. Oder etwa doch? Einfach mal schnell den Plan anpassen …

Eine konsequente, langfristige Strategie ist kaum durchzuhalten. Vielmehr muss immer auf die verfügbaren Aktions- und Personenkarten eingegangen werden. Damit kommen zwar eine große Menge Glück und Zufall ins Spiel, doch sind sie nicht übermächtig. Es geht wie so oft darum, das Beste aus den Vorgaben zu machen.

Wie in vielen Fällen gibt es für das Spiel zu zweit einige Sonderregeln, die das Spiel aber kaum verändern. Auch so bleibt es sehr gut spielbar.

Insgesamt ein sehr schönes Spiel, welches aufgrund seiner relativ kurzen Spieldauer von einer guten Stunde immer wieder gern gespielt wird.

2–5 Spieler, Spieldauer 75 Minuten.

Fazit: Optisch ansprechend, gute Spieldauer, spürbarer Glücksanteil stört nicht.

Stefan Malz, 11. Mai 2011 (#113)
 

Autor:
Stefan Feld

Illustration:
Harald Lieske

Verlag:
alea

Erscheinungsjahr:
2007