Ein Spiel um eine Flickendecke? Ernsthaft?! Und so viele positive Kommentare von Spielern, die sonst eher Monster verkloppen oder Raumschiffe steuern? Meine erste Reaktion war Unverständnis und Verblüffung. Aber dennoch war die Neugier geweckt.
Mit einer Spieldauer von nur 30 Minuten ist »Patchwork« eher eines der kürzeren reinen 2-Personen-Spiele, im Gegensatz zu »Targi« und »Jambo« beispielsweise. Und entsprechend sollte man jetzt keine große spielerische Tiefe erwarten. Dafür geht der Aufbau schnell und die Spielregelerklärung ist in einige Minuten erledigt.
Worum geht es? Jeder Spieler möchte aus verschieden geformten Stoffresten eine möglichst qudratische Flickendecke zusammennähen. Dazu benötigt man den passenden Stoff, welcher mit Knöpfen (der Währung des Spiels) und Zeit bezahlt wird. Die Zeit bestimmt, welcher Spieler als nächstes an der Reihe ist. Immer derjenige, der auf der Zeitleiste hinten ist, ist am Zug. Da einige Stoffreste viel Zeit benötigen, kann nach deren Erwerb der andere Spieler durchaus auch zwei- oder dreimal direkt hintereinander an der Reihe sein.
Alle verfügbaren Stoffreste werden bunt gemischt als großer Kreis ausgelegt. Eine große Holzfigur bestimmt die aktuelle Position, von der aus die Stoffreste im Uhrzeigersinn durchlaufen werden. Aus den jeweils drei nächsten Stoffresten kann man sich einen aussuchen, den man bezahlt und dann verarbeitet.
Die Stoffreste werden auf einem eigenen, quadratischen Spielbrett zusammengefügt, wobei man einerseits versucht, möglichst als Erster einen Bereich von 7 mal 7 Feldern lückenlos auszufüllen – für 7 Bonusknöpfe – und andererseits auf dem gesamten Brett möglichst wenig frei Felder zu behalten – die kosten am Ende nämlich je zwei Strafknöpfe. Beim lückenlosen Zusammenfügen helfen kleine Lederflicken, die jeweils der Spieler als Bonus erhält, der sie zuerst auf der Zeitleiste erreicht.
Neues Einkommen in Form von Knöpfen erhält ein Spieler, sobald er entsprechende Wertungsfelder auf der Zeitleiste erreicht. Dazu sind auf vielen der Stoffreste ein oder mehrere Knöpfe aufgenäht, die das jeweilige Einkommen anzeigen. Wer also frühzeitig viele Stoffreste mit Knöpfe verarbeitet, erhält mehr Einkommen, muss dafür aber auch mehr ausgeben, denn Stoffreste mit Knöpfen sind teurer.
Wer einmal gar nichts tun kann oder will, weil die eigenen Knöpfe knapp sind oder alle verfügbaren Stoffreste nicht gefallen, kann Zeit vergeuden und dafür neue Knöpfe erhalten.
Das Spiel endet, sobald beide Spieler am Ende der Zeitleiste angekommen sind. Wer nun nach Abgabe der Strafknöpfe für freie Felder die meisten Knöpfe besitzt, hat gewonnen.
»Patchwork« ist kein Spiel mit viel Tiefgang. Aber es spielt sich angenehm schnell
und bietet viele Entscheidungsmöglichkeiten. Man kann verschiedene Wege ausprobieren und durch die jedes Mal anders sortierten Stoffreste sind selten zwei Partien vergleichbar. Fast immer ist das Ergebnis eng und man hat das Gefühl, dass es wirklich auf jede Aktion ankommt.
Ich persönlich
bin letztlich sogar froh über das ungewöhnliche Thema, denn es ist perfekt umgesetzt!
2 Spieler, Spieldauer 30 Minuten.
Fazit: Gefällt sowohl optisch als auch spielerisch sehr gut. Schnell aufgebaut, schnell gespielt.
Stefan Malz, 27. August 2016 (#167) |
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