Bevor »Revolution!« den Weg in meine Sammlung fand, hatte ich mehrfach gelesen, dass sogenannte „Blind bidding“-Spiele, also solche, in denen verdeckte Gebote abgegeben werden, sehr willkürlich verlaufen und nur für wenige Spieler reizvoll sind.
Doch davon ließ ich mich nicht abschrecken, denn äußerlich ist dieses Spiel eine Augenweide, und die herrlich übertriebene, ironische Umsetzung des Themas „Bestechung und Erpressung“ hat mich gereizt.
Die Regeln sind nicht gerade kurz, dafür aber sehr gut gemacht, nach einmaliger Lektüre leicht verstanden und innerhalb von wenigen Minuten anderen erklärt. Dafür gibt es erst einmal Pluspunkte.
Das Spiel selbst spielt sich zu Beginn sehr – wie soll ich sagen? – spielerisch. Man wird dazu verleitet, in den ersten Runden einfach erst einmal völlig planlos auf die verschiedenen Charaktere zu „bieten“ und abzuwarten, was die anderen tun.
Wenn man dann die Abläufe und Zusammenhänge besser verstanden hat, versucht man, gezielt auf bestimmte Charaktere Einfluss zu nehmen, um aber schnell festzustellen, dass das nur sehr eingeschränkt funktioniert. Bei mir hat sich schon nach der ersten Partie der Eindruck herauskristallisiert, dass die Meinungen zu „Blind bidding“ durchaus gerechtfertigt sein könnten.
Egal, was man probiert, es ist eigentlich pures Glück, ob man mit seiner Auswahl der Einflussstellen ungeschoren davon kommt, oder ob ein Mitspieler einen übertrumpft oder, was für den Spielverlauf eigentlich noch schlimmer ist, gleichzieht.
Denn das Spiel läuft immer gleich ab: jede Runde versucht man, mit seinem begrenzten Vorrat von „Gold“, „Erpressung“ und „Zwang“ bis zu 6 von 12 Charakteren zu seinen Gunsten zu beeinflussen, um deren Vorteile zu nutzen. Auf diesem Weg erhält man neue Vorräte und die Möglichkeit, Figuren in verschiedene Bereiche des Spielplans einzusetzen oder zu tauschen.
Diese Bereiche sind es, die letztlich das Spiel entscheiden, denn die Punkte, die bei Spielende für die jeweiligen Mehrheiten in den Bereichen vergeben werden, machen einen Großteil des Endergebnisses aus.
Und genau darin liegt das Problem: wer es zufällig schafft, in der Runde, die sich (ebenso unvorhersehbar) als die letzte Runde herausstellt, mehrere Figuren einzusetzen und zu tauschen, kann damit das Ergebnis mehrerer Spieler spontan um je 100 Punkte und mehr verändern – was bei Endergebnissen von 100 bis 200 Punkten sehr viel ist.
Für mich blieb bei allen Partien am Schluss der Eindruck, dass eigentlich nur die (zufällig) letzte Runde das gesamte Spiel entschieden hat, und die gefühlten hundert Runden davor völlig irrelevant waren. Und das ist kein guter Eindruck.
Mit der Variante „Gebotserstattung“ wird das Spiel zwar etwas ausgeglichener, dafür aber auch harmloser. Die Varianten „Bereichsbonus“ und „Abmachungen“ sorgen nur für ein längeres Spiel ohne mehr Spaß. Beides kann die Wertung deshalb nicht verbessern.
3–4 Spieler, Spieldauer 45–60 Minuten.
Fazit: Optisch sehr schönes Spiel mit Schwächen in der Wertung.
Stefan Malz, 5. Januar 2011 (#106) |
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Autor:
Philip DuBarry
Illustration:
Claus Stephan
Verlag:
Pegasus
Erscheinungsjahr:
2010 |
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