Endlich! Nach einer gefühlten Ewigkeit erscheint mit »Russian Railroads« mal wieder ein etwas anspruchsvolleres Spiel bei Hans im Glück. Das letzte HiG-Spiel, das für mich in diese Kategorie fiel, war »Hawaii«, und das ist immerhin schon zwei Jahre alt …
Nachdem »Russian Railroads« erst zu Weihnachten seinen Weg in unser Spieleregal gefunden hat, konnte ich bereits zahlreiche Partien mit jeder Spieleranzahl spielen. Und der erste Eindruck bei mir und allen Mitspielern war überwiegend gut.
Anfangs erscheinen die Regeln sehr umfangreich und kompliziert, doch das hevorragend aufgebaute Regelheft macht den Einstieg relativ leicht. Natürlich sind 24 Seiten keine Kleinigkeit, aber dennoch ist das Spiel schnell erlernt.
Worum geht es in »Russian Railroads«? Die Spieler haben zur Aufgabe, drei von Sankt Petersburg ausgehende Eisenbahnstrecken durch Russland stufenweise auszubauen und die Industrialisierung des Landes voranzubringen. Dazu werden über 6 oder 7 Runden (je nach Spieleranzahl) mittels Arbeitern reihum Aktionen gewählt und sofort ausgeführt. Am Ende jeder Runde gibt es eine Punktewertung.
Bringt die erste Rundenwertung noch lächerliche, einstellige Punkterträge, steigert es sich dann recht schnell und endet oft mit Punkterträgen von über 100 Punkten in der letzten Runde. Insgesamt sind so bei konsequentem Spiel 400 Punkte und mehr möglich. Als Anfänger sollte man aber nicht enttäuscht sein, wenn es anfangs „nur“ 200 Punkte sind. Die nächste Partie wird sicherlich erfolgreicher werden!
In der vollen Besetzung mit 4 Spielern ist »Russian Railroads« ein sehr interaktives Spiel. Viele Aktionen sind heiß umkämpft und oft genug müssen Pläne verschoben oder ganz aufgegeben werden. Mit Spielern, die nicht zu ausufernden Denkorgien tendieren, ist das Spiel problemlos in unter 2 Stunden zu beenden.
Etwas enttäuscht bin ich allerdings vom Spielverlauf mit weniger Spielern. Da das Spiel mehrere Hauptstrategien bietet, die relativ unabhängig voneinander verfolgt werden können, ist es vor allem zu zweit viel zu oft der Fall, dass die beiden Spieler fast ohne gegenseitige Einflussnahme nebeneinander herspielen. In solchen Fällen reduziert sich das Spiel fast auf ein Glücksspiel – es kommt nur noch darauf an, für wen die Auslage der Ingenieure und die Auswahl der Spielendekarten besser ist.
Auch zu dritt kann es dazu kommen, obwohl die Gefahr etwas geringer ist als zu zweit.
Im Ergebnis bleibt mir das Gefühl, dass »Russian Railroads« ein angenehm komplexes Worker-Placement-Spiel mit hervorragender Regel und guter Spieldauer ist – allerdings ausschließlich zu viert und nur für einige Partien. Zu dritt und vor allem zu zweit reduziert sich die Interaktion auf ein Minimum und somit auch der Wiederspielreiz. Schade.
2–4 Spieler, Spieldauer 120 Minuten.
Fazit: Ein sehr gutes Worker-Placement-Spiel – aber nur zu viert.
Stefan Malz, 8. Januar 2014 (#157) |
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Autor:
Helmut Ohley &
Leonhard Ordley
Illustration:
Claus Stephan &
Marko Fiedler
Verlag:
Hans im Glück
Erscheinungsjahr:
2013 |
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