Meinung: Siberia


»Siberia« ist erst das dritte „große“ Spiel von dlp games, dem Kleinverlag von Reiner Stockhausen. Aber es sieht, ebenso wie der Vorgänger »Bangkok Klongs«, schon sehr erwachsen aus.

Illustration und Layout kommen von Klemens Franz, und das Spielmaterial macht einen qualitativ hochwertigen Eindruck. Trotzdem ist der erste Eindruck etwas gedämpft, da es recht wenig Material zu sein scheint. Ein Spielplan, ein paar Holzfiguren, Pappplättchen und Spielgeld.

Auch die Spielregel vermittelt im ersten Moment den Eindruck, dass man ein sehr einfaches Spiel vor sich hat – nur 4 Seiten! Aber die erste Partie lässt schon erkennen, dass das Spiel viel mehr Potenzial hat als anfangs vermutet.

Man entdeckt Rohstoffe in Sibirien, investiert in langfristige Verbesserungen, schickt seine Arbeiter quer durchs Land und verkauft die geförderten Rohstoffe an Börsen auf der ganzen Welt.

Alle Elemente sind schön ineinander verwoben, und der Glücksanteil des Plättchen-Ziehens ist weniger dominant als man meinen sollte. Gerade diese Plättchen, die jeweils zwei mögliche Aktionen zeigen, aber nur im Doppel nutzbar sind, erlegen einem interessante Planungszwänge auf. Gerne möchte man bestimmte Aktionen oft durchführen, und sammelt Plättchen dafür. Doch wenn dann in der nächsten Runde erneut die gleichen kommen, muss man diese ungewollt nutzen, um neue Rohstoffe zu entdecken – und damit oft den Mitspielern eine Vorlage machen.

Die Spielzeit ist für ein taktisches Spiel genau richtig, die Angabe von einer Stunde wird in der Regel nur in der ersten Partie überschritten. Danach flutscht alles, solange man keine echten Grübler am Tisch hat.

Mir gefällt »Siberia« jedenfalls sehr gut. Fairerweise sei angemerkt, dass ich für dieses Spiel das Lektorat gemacht habe. Und nur aus der Lektüre der Regel hatte ich ein ziemlich trockenes, glückslastiges Spiel erwartet. Doch schon die erste Probepartie mit dem fertigen Spiel hat mich vom Gegenteil überzeugt!

2–4 Spieler, Spieldauer 60 Minuten.

Fazit: Viel taktischer Spielspaß bei wenig Regeln.

Stefan Malz, 10. Juni 2012 (#135)
 

Autor:
Reiner Stockhausen

Illustration:
Klemens Franz

Verlag:
dlp games

Erscheinungsjahr:
2011