Meinung: Small World


Mit »Small World«, welches eigentlich eine Neuauflage des Spiels „Vinci“ ist, ist Days of Wonders ein großer wirtschaftlicher Erfolg gelungen. Von Beginn an hatte es eine große Fangemeinde, und mittlerweile gibt es schon mehrere Erweiterungen und Abwandlungen, die sich ebenfalls gut verkaufen.

Angesteckt von ersten euphorischen Kommentaren zu diesem Spiel, habe ich es vor gut zwei Jahren erstmals ausprobiert. Optisch macht es erst einmal einen guten Eindruck, doch dann beginnt der Plättchen-Wahn. Das Spielmaterial besteht, neben zwei unterschiedlich großen Spielplänen für die verschiedenen Spieleranzahl von 2 bis 5, aus mehrerern Hundert kleinen und einigen Dutzend größeren Stanzteilen.

Immerhin werden eine ganz brauchbare Sortierbox aus Kunststoff und eine Sortier­anleitung mitgeliefert. Trotzdem kann das Auspöppeln und Einsortieren schon ganz schön nerven …

Das Spiel selbst lebt vor allem von einer extremen Zahl an Kombinationsmöglichkeiten. Mehrfach im Spiel wählt jeder Spieler ein Volk als Kombination von zwei Eigenschaften, erhält die entsprechenden Völkerplättchen und versucht, sich mit diesem Volk möglichst erfolgreich auf dem Spielplan auszubreiten. Dabei kommt es zwangsläufig zum Kampf mit Nachbarvölkern, die nur ganz selten durch Würfelglück entschieden werden.

Siegpunkte gibt es jede Runde für jedes Teilfeld des Plans, das das eigene Volk kontrolliert. Doch da die Anzahl an Mitgliedern jedes Volkers begrenzt ist, und die Völker sich untereinander durch die Kämpfe dezimieren, stoppt die Ausbreitung irgendwann ganz von selbst. Nun gilt es, zur rechten Zeit ein Volk „aussterben“ zu lassen und mit einem neuen Volk erneut die Ausbreitung zu beginnen. Dabei erhält man auch für das vorangegangene Volk noch Siegpunkte, so dass es sinnvoll sein kann, dieses schon dann aussterben zu lassen, wenn es noch in voller Blüte steht.

Schon nach der ersten Partie war ich „abgetörnt“. Alles ist quietschbunt, das Material ist zahlreich und erfordert einen Menge Handling, und alles, was man aufbaut, wird entweder von den Mitspielern zerstört, oder man muss es selbst untergehen lassen. Bei 4 oder 5 Spielern kommt dazu eine extrem lange Wartezeit zwischen den Zügen.

Auch nach mehreren weiteren Partien kommt bei mir immer noch kein echter Spielspaß auf. Was für ein negativ-destruktives, langatmiges Spiel!

2–5 Spieler, Spieldauer 40–80 Minuten.

Fazit: Mit jedem Volk, das ausstirbt, stirbt auch mein Spielspaß.

Stefan Malz, 15. Juli 2012 (#140)
 

Autor:
Philippe Keyaerts

Illustration:
Miguel Coimbra

Verlag:
Days of Wonder

Erscheinungsjahr:
2009