Meinung: Steel Driver


Martin Wallace erfreut sich einer großen Fan-Gemeinde, die größtenteils aus erfah­renen Strategiespielern besteht. Seine Spiele sind normalerweise sehr komplex und können einige Stunden dauern.

Bei »Steel Driver« handelt es sich durchaus um ein vollwertiges Wallace-Spiel, aber aufs Wesentliche reduziert und mit einer Spieldauer von nur einer Stunde. So ist es auch für das kleine Spiel zwischendurch geeignet, ohne belanglos zu sein.

Worum geht es? Oberflächlich gesehen ähnelt es dem Spiel »Zug um Zug« sowohl optisch als auch spielerisch: es geht darum, Eisenbahnverbindungen quer durch die USA aufzubauen und Städte zu verbinden.

Und doch spielt es sich komplett anders. Zuerst einmal gibt es in »Steel Driver« keine Spielerfarben. Alle Spieler können im Laufe des Spiels die unterschiedlichen Gesell­schaften kontrollieren, in deren Namen man Strecken baut und Gewinne kassiert. Das passiert ohne jeden Glücksanteil.

Man bietet auf das Bestimmungsrecht an einer Gesellschaft und zahlt für den Bau von Strecken mit Investitionssteinen. Jedes Mal, wenn man eine Gesellschaft für eine Runde kontrolliert, erhält man einen entsprechenden Anteilsstein. Und für die im Namen dieser Gesellschaft neu angebundenen Städte erhält man Geld.

Der entscheidene Punkt des Spiels zeigt sich aber erst in der Endabrechnung. Nur Spieler, die eine Gesellschaft im Laufe des Spiels am häufigsten kontrolliert haben, haben am Ende des Spiels das Recht, entlang der gebauten Strecke dieser Gesellschaft reihum Holzklötzchen verschiedener Farben einzusammeln, die dann als „bunte Reihe“ noch einmal kräftig Geld für alle Investoren einbringen können.

Da kommt es darauf an, die richtigen Städte angebunden zu haben und rechtzeitig an der Reihe zu sein. Wie insgesamt die Spielerreihenfolge sehr wichtig ist. Ständig muss man darauf achten, zur rechten Zeit an der Reihe zu sein, um optimale Aktionen machen zu können.

In der ersten Partie tendieren die meisten Spieler dazu, die Endabrechnung größtenteils zu ignorieren und sich fast ausschließlich um den Streckenbau zu kümmern. Das ist auch gut so, denn es führt zwar zu einer großen Überraschung in der Endabrechnung, sorgt aber für ein relativ leichtes Spielgefühl für den Einstieg.

Ab der zweiten Partie versucht man dann, auch die Endabrechnung im Auge zu behalten, was die Komplexität deutlich erhöht, ohne die Regeln komplizierter zu machen.

Insgesamt ist »Steel Driver« ein schöner Einstieg in die Welt der Wallace-Spiele. Es macht mit dem Konzept der verteilten und wechselnden Kontrolle sowie dem Nichtvor­handensein von „eigenen“ Spielsteinen vertraut. Wer dieses Spiel ein paar Mal gespielt hat, ist reif für größere Wallace-Spiele wie »Steam« und andere Eisenbahnspiele.

3–6 Spieler, Spieldauer 60 Minuten.

Fazit: Ein „kleiner” Wallace, gut als Einstieg für Wallace-Neulinge geeignet.

Stefan Malz, 24. November 2010 (#100)
 

Autor:
Martin Wallace

Illustration:
Peter Dennis

Verlag:
Pegasus

Erscheinungsjahr:
2009