Meinung: Troyes


Wieder einmal hat es die Optik eines Spiels geschafft, mich komplett zu überrumpeln. Fast alles an »Troyes« schafft es, eine Mittelalter-Atmosphäre zu transportieren. Die Schachtel, der Spielplan, die Spielkarten und die Spielregel. Alles passt wunderbar zusammen und hebt sich erfrischend vom Gros anderer Spiele ab.

Die technischen Daten hingegen ließen mich stutzen. Vor allem die Tatsache, dass das Spiel 24 Würfel enthält und trotzdem 90 Minuten dauern soll. Nach meiner bisherigen Erfahrung sind Spiele mit vielen Würfeln sehr glücksabhängig, und solche Spiele müssen schnell und knackig sein. Da sind oft schon 30 Minuten zu lang.

Wären da nicht die Vorschusslorbeeren in diversen Foren gewesen, wäre das jetzt vielleicht schon das Ende gewesen. Aber dann nahm ich mir die Zeit, die Spielregel zu lesen und stellte fest: das könnte mein Spiel werden! Denn in »Troyes« wurde alles richtig gemacht. Das Spiel bietet unglaublich viele Möglichkeiten, der Spielablauf ist jedes Mal anders und aufgrund der Struktur mit vielen kleinen Einzelaktionen gibt es kaum lange Wartezeiten für die Mitspieler.

Zu Beginn werden insgesamt 9 Karten verdeckt auf den Plan gelegt, jeweils aus drei Karten ausgewählt. Das macht knapp 20.000 mögliche Anfangskonstellationen. Dazu kommen noch einmal pro Runde zwei zufällige Ereigniskarten. Somit ist sichergestellt, dass kaum jemals zwei Partien gleich verlaufen können. Und dennoch sind alle möglichen Kombinationen relativ ausgewogen, so dass dieser Zufall keinen Spieler nennenswert bevor- und benachteilt.

18 Würfel werden in jeder Runde an die Mitspieler und einen neutralen Spieler verteilt, dann gewürfelt und stehen schließlich als „Arbeitskraft“ für Aktionen zur Verfügung. Eigene Würfel sind kostenlos, fremde Würfel können gekauft werden. Bis zu 6 schwarze Würfel greifen jede Runde die Stadt Troyes an und wollen abgewehrt werden.

Mit Einflusspunkten, die auf verschiedenen Wegen zu erzielen sind, können die Würfel manipuliert werden, also entweder einzeln neu gewürfelt oder bis zu drei Stück kontrolliert umgedreht. Damit wird das persönliche Glück oder Pech des Würfelns ausgeglichen.

Aufgrund der Vielzahl an möglichen Aktionen und der Fülle an Karten ist der Einstieg zwar etwas schwierig. Aber schon das zweite Spiel läuft locker und flüssig ab, und macht Appetit auf mehr!

Ein weiterer großer Vorteil ist, dass »Troyes« mit allen Spieleranzahlen ähnlich gut funktioniert – auch zu zweit! Spätestens damit hat es sich einen Spitzenplatz in meiner Sammlung verdient …

2–4 Spieler, Spieldauer 90 Minuten.

Fazit: Für mich ein echtes Highlight der letzten Saison - unbedingt probieren!

Stefan Malz, 3. Januar 2011 (#105)


Autoren:
Sébastien Dujardin &
Xavier Georges &
Alain Orban

Illustration:
Alexandre Roche

Verlag:
Pearl Games

Erscheinungsjahr:
2010