Meinung: Ubongo


Als ich »Ubongo« vor einigen Jahren kennenlernte, war ich sehr überrascht. Konnte man aus einer derart einfachen Puzzle-Idee wirklich ein vollwertiges Familienspiel machen? Doch schon die erste Partie zeigte mir, welches Suchtpotential in dieser „einfachen“ Puzzle-Idee steckt. Und auch nach vielen Partien ist der Reiz geblieben.

Im Grunde ist das Spiel ganz einfach: Jeder Spieler versucht, möglichst schnell aus drei oder vier Formteilen eine vorgegebene Fläche zusammenzulegen. Jeder, der das innerhalb einer vorgegebenen Zeit schafft, nimmt sich aus einer Auslage zwei farbige Edelsteine. Je früher man fertig ist, umso freier ist die Auswahl der zwei Edelsteine, die man nimmt. Und diese Auswahl ist wichtig, denn das letztendliche Ziel des Spiels ist es, von einer Farbe möglichst viele Edelsteine zu sammeln.

Es gilt also einerseits, möglichst schnell zu puzzeln, und andererseits, den Überblick über die Auslage der Edelsteine zu behalten, um vielleicht sogar absichtlich später fertig zu werden und dadurch die „besseren“ Edelsteine zu erhalten. Oder einem Mitspieler Edelsteine wegzuschnappen, die dieser gerne hätte. Auch wenn durch die Sanduhr ein gewisser Zeitdruck aufgebaut wird, kommt der eigentliche Druck doch eher durch die Konkurrenz der Mitspieler. Wichtiger als der Blick zur Sanduhr ist der Blick zu den Mitspielern und zu deren aktuellem Edelsteinvorrat.

Unterschiede in den Puzzle-Fertigkeiten der Mitspieler können durch die Verwendung der beiden unterschiedlich schweren Seiten der Aufgabentafeln ausgeglichen werden, die jeweils „nur“ drei oder aber vier Formteile zur Lösung benötigen.

Durch eine große Anzahl an Aufgabentafeln, deren Aufgaben jeweils auch noch durch sechs verschiedene Teilekombinationen gelöst werden können, kann man »Ubongo« locker einige Hundert Male spielen, ohne eine Aufgabenkombination doppelt zu haben. Und selbst wenn – die Lösung hat man sowieso schon wieder vergessen.

Für den Spielspaß mit kleineren Kindern gibt es inzwischen auch ein »Ubongo Junior«, welches vom Puzzeln her gleichartig funktioniert, aber deutlich geringere Anforderungen stellt. Kombiniert man beide Fassungen, lässt sich auch für sehr inhomogene Gruppen ein jeweils vergleichbarer Anspruch erzeugen.

Und wem »Ubongo« zu einfach ist, der kann zu »Ubongo 3D« greifen. Spätestens damit raucht jedem Tüftler der Kopf …

2-4 Spieler, Spieldauer 30 Minuten.

Fazit: Sehr schönes Puzzle-Spiel mit kleinem taktischen Element.

Stefan Malz, 30. Oktober 2012 (#147)
 

Autor:
Grzegorz Rejchtman

Illustration:
Nicolas Neubauer

Verlag:
Kosmos

Erscheinungsjahr:
2005