Meinung: Village


»Village« (früher noch einfach „Das Dorf“ genannt) befand sich mehrere Jahre lang bei eggertspiele in der Entwicklung. Bis zum Schluss war unklar, ob das Spiel erscheinen würde, und wenn ja, mit welchem Thema. Es ist das bisher komplexeste Spiel des Autorenehepaars Inka & Markus Brand, und meiner Meinung nach das beste!

Allerdings ist die thematische Umsetzung nicht unumstritten. Ausstattung und Illustration lassen anfangs einen sehr angenehmen Eindruck entstehen, alles ist in frischen Farben gehalten und vermittelt das Gefühl einer Dorfidylle. Doch dann fällt der Blick auf die Ecke des Spielplans, die offene Gräber zeigt …

Ein wesentlicher Aspekt des Spiels ist der Tod. Die Figuren im Dorf leben und arbeiten, heiraten und zeugen Nachkommen, und irgendwann ist ihre Zeit gekommen und sie sterben. Wer große Taten vollbracht hat, geht in die Dorfchronik ein, alle anderen werden hinter der Dorfkirche begraben und schnell vergessen.

So realistisch diese Umsetzung einerseits sein mag, so kontrovers wird sie andererseits diskutiert. Meine Frau zum Beispiel weigert sich, dieses Spiel noch einmal zu spielen, obwohl sie es mechanisch durchaus gelungen findet. „Man hätte das doch auch netter lösen können!“, meint sie.

Für mich ist das kein Problem, und ich spiele »Village« sehr gerne. Es gibt viele Wege, auf denen man zum Erfolg kommen kann, denn es gibt mehrere grundsätzlich verschiedene Wege, um an viele Siegpunkte zu kommen: Kirche, Chronik, Reise und Markt. Man kann konsequent einen dieser Wege gehen, oder alles mischen.

Jede Partie lief bisher deutlich anders als die vorangegangene. Durch das Prinzip der Aktionssteine, die jede Runde zufällig neu auf dem Spielplan verteilt werden, gibt das Spiel einige Vorgaben, auf die man flexibel reagieren kann und muss. Trotzdem kann man weitgehend „seinen“ Weg der Wahl verfolgen.

Die Interaktion ist relativ hoch, aber jeweils sehr subtil und grundsätzlich friedlich. Kann man also mit dem natürlichen Kreis des Lebens und Sterbens umgehen, ist »Village« ein durchaus familientaugliches Strategiespiel.

Die Regeln sind nicht kurz, aber sehr gut erstellt. Der Spielplan zeigt alle wichtigen Möglichkeiten und Siegpunkte in Symbolform an, so dass nach dem ersten Spiel kaum noch ein Blick in die Regel notwendig ist.

Meiner Meinung nach wurde dieses Spiel zu Recht für das Kennerspiel des Jahres 2012 nomiert, und ich wünsche ihm diesen Preis!

2–4 Spieler, Spieldauer 60-90 Minuten.

Fazit: Sehr gutes Strategiespiel mit leicht zwiespältigem Thema.

Stefan Malz, 11. Juni 2012 (#136)
 

Autor:
Inka & Markus Brand

Illustration:
Dennis Lohausen

Verlag:
eggertspiele

Erscheinungsjahr:
2011