Nachdem mich »Dominion« persönlich nicht wirklich überzeugt hatte, aber trotzdem extrem erfolgreich war, habe ich mir vorgenommen, »Kingdom Builder« dennoch in Ruhe und unvoreingenommen zu betrachten.
Schon bei der ersten Regellektüre wurde mir klar: ja, das ist wieder ein typischer Vaccarino! Extrem variabler Spielaufbau (4 aus 8 Plänen, 3 aus 10 Siegpunkterzielungsmöglichkeiten), einfache Mechanismen, kurze Spieldauer, Kartenglück, aber trotzdem kein seichtes Spiel.
Der erste Eindruck hat sich bisher bestätigt. Jede Partie ist schon von der Startaufstellung her völlig anders, und zwingt den Spieler, sich jedes Mal komplett umzustellen. Da der Spielablauf selbst aber immer gleich ist, fällt diese Umstellung hinreichend leicht.
Das krasse Glückselement der Geländekarten scheint einem jegliche Kontrolle über das Spiel abzunehmen, doch erhöht genau das letzlich den Reiz des Spiels: Aus den immer wieder wechselnden Voraussetzungen muss das Beste gemacht werden.
Die ersten beiden Partien fand ich bestenfalls „nett“, die dritte war schon interessanter, und nach einigen weiteren Partien wird das Spiel von Mal zu Mal noch besser. Ich kann also jedem nur dazu raten, die ersten beiden Partien als Lehrstück anzusehen und weiterzumachen. Dieses Spiel muss im Kopf reifen!
Häufig ist vor allem die Platzierung der allerersten Siedlung entscheidend für das restliche Spiel. Dabei hilft Spielerfahrung in jedem Fall weiter, aber auch die Geländekarten müssen einem hold sein.
Insgesamt wird hier mit wenig Mitteln eine Spielewelt aufgebaut, die in zahlreichen Partien erkundet werden will. Es wird nie langweilig, und in der passenden Runde kann das Spiel schon nach 30 Minuten beendet sein - mit Denkern am Tisch sind aber auch 60 Minuten möglich.
Das Thema ist ziemlich aufgesetzt, Siegpunkte heißen „Gold“, der Titel ist für Deutsche nur schwer zu verstehen und auszusprechen („Kingdemm Bilder“ mit Betonung der ersten Silbe), aber das Spiel an sich ist eine echte Perle.
Mittlerweise ist mit »Kingdom Builder – Nomads« die erste Erweiterung erhältlich, die neben noch mehr Auswahl (4 neue Pläne und Sonderaktionen, 3 Wertungskarten) das Material für einen fünften Spieler mitbringt - und damit auch endlich meine Lieblingsspielfarbe Rot.
2–4 Spieler, Spieldauer 45 Minuten (unsere Erfahrung: 30-60 Minuten).
Fazit: Jedes Spiel ist anders und gnadenlos. Der erste Zug kann entscheiden!
Stefan Malz, 8. Juni 2012 (#134) |
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