[Hinweis: Das Spiel »Vegas« ist identisch auch unter dem Titel »Las Vegas« verfügbar.]
Als Verlag, der vor allem für große und anspruchsvolle Spiele bekannt ist, hat es alea nicht leicht, wenn dort mal wieder ein kleines und weniger strategisches Spiel erscheint. Sofort wird der Untergang des Abendlandes prophezeit, da der Gott der „Vielspieler“ es gewagt hat, seine Jünger zu verschmähen und dem gemeinen Volk seichte Unterhaltung zukommen zu lassen.
Der erste Eindruck lässt in der Tat vermuten, dass »Vegas« ein banales Spiel sei. Schon das Spielmaterial, dass neben zahlreichen Würfeln nur aus Geldkarten und sechs Ablagefeldern besteht, vermittelt Einfachheit. Auch die nur 4 DIN A5-Seiten lange Spielregel, in der sogar noch Platz für viel Grafik und eine Variante ist, bestärkt diesen Eindruck.
Und in der Tat hinterlässt die erste Partie das Gefühl, dass die Propheten Recht haben könnten. Man würfelt mehrfach reihum, legt einige Würfel auf die Tableaus und kassiert am Ende der Runde mehr oder weniger Geld. Das Ganze vier Mal und das war’s schon. Wirklich?
Das Grundfassung hängt gefühlt tatsächlich sehr stark vom Würfelglück ab, und ist aufgrund der geringen Würfelanzahl pro Spieler zu schnell zuende. Gerade mit 2 oder 3 Spielern sind auch insgesamt zu wenig Würfel im Spiel, um das zugrundeliegende, geniale Spielprinzip voll erblühen zu lassen.
Abhilfe schafft hier relativ einfach die Variante (ich erkläre das Spiel inzwischen immer mit der Variante), die allerdings mangels Spielmaterial nicht zu fünft spielbar ist. Jeder Spieler erhält zwei neutrale Würfel, die er immer mitbenutzt und dadurch etwas mehr Einfluss gewinnt.
In dieser Fassung ist »Vegas« ein schnelles und meist spannendes Zocker-Würfelspiel, das auch zu zweit sehr viel Spaß machen kann. Selten bleibt es bei einer Partie, denn die maximal 20 Minuten für eine Revanche finden sich immer!
Meiner Meinung nach zu Recht war »Vegas« auf der Nominierungsliste zum Spiel des Jahres 2012 und wurde als Favorit gehandelt. Auch wenn mir persönlich der spätere Gewinner »Kingdom Builder« etwas besser gefällt, wäre auch »Vegas« ein würdiger Preisträger gewesen.
Nur das Cover, das gefällt mir überhaupt nicht. Ich finde es sogar ausgesprochen hässlich. Die Farbe, das Motiv, die Schrift. Alles! Das Spielmaterial selbst hingegen ist komplett anders gestaltet und gefällt mir sehr gut …
2–5 Spieler, Spieldauer 30 Minuten.
Fazit: Ein geniales Zocker-Würfelspiel ohne Tiefgang – aber sehr unterhaltsam!
Stefan Malz, 10. Oktober 2012 (#143) |
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Autor:
Rüdiger Dorn
Illustration:
Mia Steingräber &
Harald Lieske
Verlag:
alea
Erscheinungsjahr:
2012 |
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