Meinung: Die Siedler von Catan – Städte und Ritter


Nachdem mich »Die Sieder von Catan« allein nicht wirklich überzeugt hatte, aber »Die Siedler von Catan – das Kartenspiel« richtig gut war und somit echtes Potential für das Spielprinzip zeigte, wollte ich dem Urspiel noch eine Chance geben, indem eine der drei Erweiterungen angeschafft werden sollte.

Nach kurzer Lektüre war klar, dass es »Städte und Ritter« sein muss, weil die anderen Erweiterungen das sind, was ich gar nicht mag: ein wildes Sammelsurium von vielen kleinen Szenarien, die auf unterschiedliche Weisen kombiniert werden können – und müssen. »Städte und Ritter« hingegen erweitert das Grundspiel auf definierte Weise und erschafft ein größeres Gesamtspiel, das sich wie aus einem Guss spielt. Man möchte fast meinen, dass »Die Siedler von Catan« damals künstlich vereinfacht wurde, um Einsteiger nicht zu überfordern.

Mit den Handelswaren gibt es drei zusätzliche Rohstoffe, wodurch die Vielfalt steigt. Die Stadtausbauten und Ritter bringen eine neue Dimension und ein Mehr an bewussten Entscheidungen ist Spiel. Und Stadtmauern nehmen den Räubern ein wenig den Schrecken.

Wie immer bei einem guten Spiel gibt es viel mehr Möglichkeiten, als man je in einer Partie ausloten könnte. Alles ist wichtig, aber nur eins kann getan werden. Während im Grundspiel der Würfel über den Verlauf des Spiels entscheidet, da die vorhandenen Rohstoffe fast immer nur auf eine Art sinnvoll genutzt werden können, herrscht nun eine echte Auswahl.

Natürlich spielt das Glück auch hier noch mit, und wie im Grundspiel kann es passieren, dass ein oder zwei Spieler schon früh abgehängt werden. Aber es tritt insgesamt seltener auf. Auch die Tatsache, dass nun 13 Siegpunkte notwendig sind (bei einem Startkapital von 3 Punkten), führt zu mehr Ausgeglichenheit – ein längeres Spiel gleicht Schwankungen im Würfelglück einfach häufiger aus.

Insgesamt wird das Siedeln mit dieser Erweiterung wesentlich anspruchsvoller und vielseitiger, vor allem aber strategischer und kontrollierbarer. Das Glück bleibt spürbar, ist aber nicht mehr so dominant.

Noch ein Wort zur Neuillustration von Michael Menzel: Anfangs fragte ich mich, wozu man die denn brauchen würde. Aber ich muss sagen, das Spiel macht mit der neuen, wesentlich detaillierteren Grafik noch einmal mehr Spaß! Schade nur, dass „alt“ und „neu“ aufgrund geänderter Kartenrückseiten nicht zu 100% kompatibel sind.

3–4 Spieler, Spieldauer 120 Minuten und mehr.

Fazit: Großer Fortschritt gegenüber dem Grundspiel, unbedingt probieren!

Stefan Malz, 18. Juni 2009 (#88)
 

Autor:
Klaus Teuber

Illustration:
Michael Menzel

Verlag:
Kosmos

Erscheinungsjahr:
2010