Meinung: Fortuna


Wenn die Autoren von Erfolgsspielen wie »Cuba«, »Die Säulen der Erde« und »Die Tore der Welt« ein neues Spiel veröffentlichen, dann ist die Erwartung natürlich groß. Vielleicht zu groß?

Mein erster Eindruck von »Fortuna« ist gespalten. Es beginnt damit, dass mir die Illu­strationen von Franz Vohwinkel noch nie richtig gefallen haben. Alles ist entweder sehr düster oder extrem leuchtend – und wirkt somit künstlich. Nur das Cover kann mich begeistern, auch wenn es bloß einer Filmszene aus »Gladiator« nachempfunden ist.

Das Spielmaterial ist von guter Qualität, nur hatten viele der Exemplare, die ich in den Händen hielt, Kleberreste auf dem Plan oder angerissene Stellen an den Tableaus. Die Spielkarten und das Holzmaterial waren aber tadellos.

Was allerdings unterirdisch ist, ist die Spielregel. Schlecht strukturiert, textuell unpräzise und schwer verständlich. Auch nach mehrfacher Lektüre haben wir noch viele Details falsch gespielt, weil diese zu gut versteckt waren. Erst die vierte oder fünfte Partie war anscheinend fehlerfrei.

Und wie ist das Spiel selbst? Ich will es mal so sagen: Es wird seinem Namen gerecht. Das Glück hat einen gehörigen Anteil am Spielverlauf, und es geht oftmals nur darum, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.

Am Ende jedes Zugs würfelt der Spieler und bestimmt damit, wie er Siegpunkte erhalten kann. Da ist es zum einem wichtig, Startspieler der Runde zu sein, um die beste Auswahl zu haben. Zum anderen sollten Rohstoffe für alle mögliche Fälle am Lager sein. Das Glück kann zwar durch Erwerb eines zweiten oder gar dritten Würfel gedämpft werden, doch das kostet wiederum kostbare Aktionen…

Sehr stark ist auch die Interaktion ausgeprägt. Jeder Spieler besitzt 3 Aktionskarten, und muss die Karte, die er benutzt, gegen eine Aktionskarte eines Mitspielers austauschen. Gerade beim Spiel zu viert kann es vorkommen, dass 2 der 3 eigenen Karten getauscht wurden, bevor man wieder an der Reihe ist.

Eine langfristige Planung ist somit schwierig, auch wenn das Spiel es durchaus erlaubt, recht unterschiedliche Strategien zu verfolgen. Trotzdem gefällt mir das Spiel bisher sehr gut. Es spielt sich schnell (zu viert in einer Stunde), bietet viel Abwechslung und eine Menge an (unvermeidlicher) Interaktion, ohne wirklich böse zu sein.

Lediglich einige Elemente der Wertung misfallen mir: Das Spiel endet, sobald ein Spieler 15 Schritte nach Rom gewandert ist. Es kann allerdings sein, dass er bei 14 Schritten war und nun 3 erhalten würde – damit verfallen 2 hart erarbeitete Schritte und somit Punkte.

Und wer zuerst im Ziel ist, hat die Auswahl aus drei Privilegien-Karten – doch kann es gut sein, dass keine dieser 3 Karten auch nur einen Punkt abwirft. Vor allem die Karten, die einem einen Schritt in Richtung Rom schenken, sind jetzt wertlos. So endeten schon einige Partien mit Frust für einen oder mehrere Spieler.

Trotzdem ein Spiel, das ich immer wieder gerne spiele. Nur die Wertung werden wir wohl für uns anpassen…

2–4 Spieler, Spieldauer 60 Minuten.

Fazit: Gutes „kleines“ Strategiespiel mit viel Interaktion und Glück.

Stefan Malz, 23. Januar 2012 (#130)
 

Autor:
Michael Rieneck &
Stefan Stadler

Illustration:
Franz Vohwinkel

Verlag:
The Game Master

Erscheinungsjahr:
2011